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PROGRAMM |
Donnerstag 06.06.19. 19.30 Uhr
Flamingos 1.: »Schreien hilft, bei manchen laufen«
Flamingos fliegen immer Richtung Osten – oder was für Strategien stehen
dem Spielilm gut zu Gesicht?
Mitte der 90er wird die ehemalige DDR verkauft. Gesellschaftlicher Umbruch.
»Gestaltungsfragen« ist das Wort des Jahrzehnts.
MTV und VIVA haben die Avantgarden des 20. Jahrhunderts in die Wohnzimmer
der Republik getragen.
An der Hochschule für bildende Künste in Hamburg unterrichtet Rüdiger Neumann
Experimentalfim. Das ist sein Arbeitsfeld – konkret ist er in einer großen Lebenskrise.
Sein Unterricht beschränkt sich auf radikal subjektive Arbeitsbesprechungen.
Das doppelte Vakuum zwischen Innen und Außen führt zu der wunderbaren Situation,
dass die, die wollen, Filme machen können, ohne weiter dabei gestört zu werden.
Die Studierenden seiner Klasse inszenieren kurze Spielfilme und orientieren sich
dabei stark an dokumentarischen Arbeitsmethoden. Jeanne Faust, Ulrich Köhler,
Henner Winckler, Jochen Dehn. Der erste queere kurze Film im Stil,
der später
»Berliner Schule« genannt werden wird, entsteht: „Young & Gay“ von Lars Reimers.
In Portugal kommt es zeitgleich zu einer sehr ähnlichen Aneignung des Alltags
in kurzen Spielfilmen. Der Alltag in seiner wunderbaren Komplexität reicht aus,
um erzählt zu werden. Neue Erzählstrategien, um sich selbst zu fühlen.
Miguel Gomes und João Pedro Rodrigues starten ihre bis heute andauernde Karriere
als Impulsgeber für das internationale zeitgenössische Kino. Keine großen Budgets
und Kompromisse stehen diesen Denkern im Weg – umgekehrt: Die größte Freiheit
im Machen erlaubt einen ungebrochenen Blick auf die Generation des Umbruchs.
Das Ende der Geschichte ist der Anfang von etwas Neuem.
Zum ersten Mal werden in drei ausführlichen Programmen Filme von 1989 bis 2006
aus der Bundesrepublik und Portugal zusammen ein persönliches Bild der Zeit erzählen:
Flamingos fliegen immer Richtung Osten.
Kuratiert von Diogo Costa Amarante, António Preto und Maike Mia Höhne.
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