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PROGRAMM |
Donnerstag 11.02.16, 20.00 Uhr
Imagine waking up tomorrow and all music has disappeared
Stefan Schwietert, CH/D 2015, 86 min, OmU
Stell dir vor, wir wachen morgen auf, und alle Musik ist verschwunden. Einfach so.
Keine Platten, keine iPods, keine Instrumente. Was bleibt uns, wenn das alles weg ist?
Wenn wir auch nicht mehr wissen, was das überhaupt war: Musik?
Er macht es vor: Bill Drummond, der Protagonist in Stefan Schwieterts neuem Dokumentarfilm
«Imagine Waking Up Tomorrow and All Music Has Disappeared». Berühmt wurde Drummond
als Mastermind von The KLF, als er mit Welthits wie «3 a.m. Eternal» (1990) und
«Justified & Ancient» (1991) die Musikindustrie kaperte. Berüchtigt wurde er, als er dann
alle Verbindungen zur Popwelt kappte und später zusammen mit seinem Partner Jimmy Cauty
eine Million britische Pfund verbrannte.
Im Film lernen wir diesen ewigen Punk als Leiter des grössten Chors der Welt kennen:
Das ist The17, ein ständig wechselndes, oft zufällig zusammengesetztes Ensemble aus Laien,
die Drummond an allen möglichen Orten versammelt. Regisseur Stefan Schwietert («Heimatklänge») begleitet ihn dabei, wie er immer neue Stimmen findet für seinen Chor, der sich stets
neu bildet und wieder auflöst. Noten gibt es keine, geprobt wird auch nicht. Es gibt nur
die Anweisungen des Chorleiters, er nennt sie Partituren. Und diese eine, grosse Frage:
Wie würde es klingen, wenn wir die Musik nochmals in aller Unschuld neu erfinden könnten?
Ganz ohne Instrumente und andere Hilfsmittel, zurückgeworfen auf unsere nackten,
ungeübten Stimmen. Gemeinsam, in diesem Moment.
Es ist eine Reise an den Nullpunkt der Musik, mit Bill Drummond als Reiseleiter:
Bluejeans, Wanderschuhe, abgewetzter alter Ledermantel. Ein anarchischer Geist und
liebenswürdiger Provokateur. Ein schottischer Pfarrerssohn mit einer Mission,
aber alles Andere als missionarisch. Wir begleiten ihn auf dem Weg nach Westen, durch England
und Wales bis an die tosende irische Küste. Wir kurven mit ihm in seinem Landrover durch
die Gegend und lauschen dem brummenden Gesang des Motors. Wir sind dabei, wenn er unterwegs
seine kurzlebigen Chöre zusammentrommelt: Arbeiter auf dem Feld oder in einer Fabrik,
Schulkinder im Klassenzimmer oder Trinkgenossen in einem Pub. Und immer wieder holt ihn
dabei auch die eigene Vergangenheit ein, von der ersten Single mit der Punkband Big in Japan
bis zu den Überbleibseln jenes Vermögens, das er eingeäschert hat – und dazwischen blitzt
nochmals seine Karriere mit The KLF auf, diese kurze, verrückte Zeit der Welterfolge,
die er durch kommerziellen Selbstmord eigenhändig beendete.
Der Film zeigt uns diesen rastlosen Forscher in seiner unstillbaren Neugier, aber auch
in allen seinen Widersprüchen. Wir sehen einen Wanderprediger ohne Botschaft,
aber mit einer grossen Idee: Bill Drummond will unsere fixen Vorstellungen von Musik
aus dem Weg räumen, um den Kopf frei zu machen für etwas, was man dann nicht einfach
schnell auf Youtube nachhören kann. Weil es nur an diesem Ort, in diesem Augenblick
entsteht – und wieder vergeht.
«Imagine Waking Up...» ist eine Reise an den Nullpunkt und darüber hinaus.
Dorthin, wo etwas Neues beginnt. Etwas Unerhörtes. Wir nennen es Musik,
und das Instrument sind wir.
Infos, Fotos und Trailer: http://www.realfictionfilme.de/filme/imagine-waking-up-tomorrow/
http://www.imaginewakinguptomorrowandallmusichasdisappeared.com/
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