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PROGRAMM |
Dienstag 11.02.14, 20.00 Uhr
Kurze Schatten
Gerd Roscher, D 2013, 58 min
Der junge Afrikaforscher Albrecht Roscher aus Hamburg verschwindet 1860 in der Nähe
des Nyassa-Sees, den er kurz zuvor entdeckt hatte. Er hatte gerade seine Doktorarbeit
über die Nilquellen geschrieben und war mit einer Karawane ins Innere Afrikas aufgebrochen.
Vom Forscherdrang getrieben, vom Tropenfieber geschwächt, mussten ihm die Menschen,
denen er begegnete, oft im Verborgenen bleiben. Vor allem aber ihre geheimen Kulte,
mit denen sich die Einwohner schon über Jahrhunderte gegen Eindringlinge zur Wehr gesetzt
hatten und die noch heute wirksam sind. Keine zwei Generationen später werden in dieser
Region Tausende, die sich mit Zauberwasser unverwundbar gemacht hatten, von den
Kolonialtruppen niedergemäht.
"Lange hatte mich auch auf Grund ferner verwandtschaftlicher Bezüge das Schicksal
Roschers interessiert, aber als vor einigen Jahren das gut recherchierte Buch
des Holländers G.W. Heldring (The killing of Dr. Albrecht Roscher, Upfront, 2004)
erschienen war, entschloss ich mich, seine Reise zu rekonstruieren und darüber einen
Film zu machen. Was hat jene Generation von Wissenschaftlern zu diesen waghalsigen
Unternehmungen veranlasst? Welches Bewusstsein hatten sie von den Menschen und
ihrer Kultur, auf die sie stießen. War ihnen bewusst, dass sie die Vorläufer von
Eindringlingen waren, die nur wenig später den ganzen Kontinent unterjochen
sollten?" (Gerd Roscher)
Gerd Roscher war von 1972 bis 2010 Professor für Dokumentarfilm und Video an der
Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeiten sind
essayistischer und experimenteller Dokumentarfilm und visuelle Anthropologie.
Er wird zu Gast sein.
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