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PROGRAMM |
Mittwoch, 03.11. dark sides
19.00h: LAVAN
Kurzfilm/OF, engl. Untertitel (28 min.)
Israel 2010
Regie: Guilhad Emilio Schenker
Sensorische Deprivation bedeutet den Entzug von allen Sinneseindrücken, also riechen,
schmecken, sehen, hören. Sie wurde und wird in Gefängnissen, meist in sogenannten
zivilisierten Ländern (hierzulande an Gefangenen aus der RAF) angewandt.
Sie führt u.a. zu Wahnvorstellungen, Herz-Rhythmus-Störungen und schierer Panik.
Ihr Ziel ist es die Persönlichkeit des Gefangenen zu brechen bzw. zu deformieren.
Weil sie keine sichtliche Spuren hinterlässt wird sie Isolations- oder Weiße Folter genannt.
Lavan ist die Geschichte der Knastangestellten Gioza, die in einem Isolations-Trakt arbeitet
und sich in den Gefangenen Nick verliebt. Als er der finalen Prozedur unterzogen werden soll,
muss sie sich zwischen einer einseitigen Liebe und den Knastregeln entscheiden.
19.35h: THE DESPERATE
Kurzfilm/OF (33 min.)
USA 2009
Regie: Ben Hur Sepehr
In einer regnerischen Nacht an einem bombardierten Konzentrationslager am Ende
des zweiten Weltkrieges wird der Sohn eines Nazi Generals schwer verwundet.
Der einzige Arzt weit und breit, der dem Verletzten das Leben retten könnte,
ist ein älterer KZ Insasse. Der General lässt ihn kommen und befiehlt ihm seinen
Sohn zu operieren. Der jüdische Arzt weigert sich.
20.25h: GEKAUFTE WAHRHEIT
Dokumentation/OF (88 min.)
Deutschland, USA 2009
Regie: Bertram Verhaag
Im Frühjahr 2001 macht NATURE etwas, das es zuvor noch nie getan hat.
Zum ersten Mal in seiner 137-jährigen Geschichte zieht das weltweit wichtigste
Wissenschaftsmagazin einen Artikel zurück. Das ist merkwürdig und sehr besorgniserregend –
ein Wissenschaftler wird angegriffen, weil er seine Arbeit getan hat.
Der renommierte Biologe DR. IGNACIO CHAPELA hat diesen Artikel einige Monate zuvor
bei NATURE eingereicht. Er berichtet über die Vermischung von einheimischem mexikanischen
Mais mit gentechnisch veränderten Sorten. Die druckfrische Ausgabe der Zeitschrift ist
noch nicht fertig verteilt, als bereits eine Flut von - wie sich später herrausstellt -
durch den AgroChemieMulti Monsanto gesteuerten E-mails die Redaktion von NATURE überschüttet.
Die Untersuchungen des Wissenschaftlers, seine wissenschaftliche Kompetenz und seine
persönliche Integrität werden von Grund auf in Frage gestellt.
Warum hat ein scheinbar so gewöhnlicher Artikel einen solchen Aufruhr verursacht?
Oaxaca wo der gentechnisch veränderte Mais gefunden wurde, ist nicht irgendein Winkel
dieser Erde. Hier ist das genetische Reservoir der Urmais-Sorten für die ganze Welt;
von hier aus hat der Mais vor 5.000 Jahren seinen Siegeszug als heute zweitwichtigste
Kulturpflanze der Erde angetreten. Chapelas Entdeckung war daher höchst alarmierend und
trifft eine Achilles-Ferse der Gentechnik-Betreiber: die Frage der Koexistenz.
Ist der Schwur der Gentechnik-Konzerne, dass natürliche Pflanzen völlig unbeeinträchtigt
neben gentechnisch veränderten Pflanzen wachsen würden, doch nicht haltbar?
Im August 1998 gibt der führende Wissenschaftler für Nahrungsmittelforschung,
DR. ÁRPÁD PUSZTAI, im britischen Fernsehen ein kurzes Interview. Er erklärt,
dass er zwar an den segensreichen Nutzen der Gentechnik bei Nahrungsmitteln glaube,
aber vor der Zulassung müssten unbedingt Langzeittests durchgeführt werden.
Nach dem bisherigen Wissensstand würde er keine genveränderte Nahrungsmittel essen.
Seine Gründe für diese Äußerungen sind einfach - er hat Testreihen durchgeführt,
in denen Ratten mit einer gentechnisch veränderten Kartoffel gefüttert wurden.
Sie erlitten gravierende Organkrankheiten, Entzündungen, Immunschäden und
retardiertes Organwachstum.
Innerhalb weniger Stunden ist Pusztai in heftigstem politischen Kreuzfeuer.
Es wird ihm verboten, sich weiter zu seinen Forschungen zu äußern. Seine Unterlagen
werden konfisziert, der Zugang zu seinen Labors versperrt. Wenig später erhält er
die Kündigung und wird aus dem nationalen Wissenschaftsgremium, der Royal Society,
ausgeschlossen. Druck von höchsten politischen Instanzen erwirkt innerhalb weniger Tage
Árpád Pusztais persönlichen und beruflichen Ruin.
ÁRPÁD und IGNACIO nehmen dies nicht klaglos hin. Beide Wissenschaftler stellen bei
ihren öffentlichen Auftritten immer wieder heraus, dass es nicht so sehr um ihr
persönliches Drama geht, sondern um eine elementare Errungenschaft unserer Demokratie:
um die Freiheit der Forschung. Wenn multinationale Konzerne Wissenschaftler von Forschungen
und Veröffentlichungen abhalten können, wer bleibt dann übrig, um den Konsumenten
die Wahrheit zu sagen?
JEFFREY SMITH unser dritter Protagonist ist ein US-Autor, der sich schon seit Jahren
diesem Thema widmet. Er arbeitet gerade an seinem zweiten Buch zum Thema Gentechnik:
Genetic Roulette: Hier stellt er alle existierenden Studien und Forschungen über die
Gesundheitsrisiken von GM Food zusammen, mit genauen Referenzen und in verständlicher Sprache.
Er arbeitet eng mit Árpád Pustai zusammen, der noch immer der angesehenste internationale
Wissenschaftler zur Nahrungsmittelforschung ist. Seine Kenntnis der Thematik und die
Forschung der beiden angegriffenen Wissenschaftler ermöglichen es Jeffrey aufzuzeigen,
wie Firmen durch Unterdrückung unerwünschter Forschungsergebnisse ihre Gewinne vergrößern.
Jeffrey wird Genetic Roulette Nahrungsmittel-Konzerne zu senden, um sie darauf hinzuweisen,
dass eine Missachtung dieser Beweise die Haftbarkeit der Firma erhöhen könnte.
Indem wir diese drei Menschen in Ihrer Geschichte und in ihrem aktuellem Leben,
Tun und Denken begleiten verfolgen wir das Hauptthema des Films: die Bedrohung von
Forschungsfreiheit und Demokratie.
Die Drehorte reichen von den Maisfeldern in Mexiko bis in die Labors in Norwegen,
von für Ignacio Chapela demonstrierenden Studenten in Berkeley bis in die Schreibstube
von Jeffrey Smith in Iowa.
Der Schriftsteller Jeffrey Smith ist außergewöhnlich sachkundig auf dem Gebiet der Gentechnik
und damit ein wunderbarer Katalysator für unsere Protagonisten. Chapela, Pusztai und Smith
sprechen alle eine klare, einfache und verständliche Sprache, so dass selbst komplizierte
Vorgänge deutlich erklärt werden.
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