1974 im New Yorker Stadtteil Queens gegründet, wurden ’The Ramones’ binnen kurzer Zeit zum Liebling des Undergrounds und bald zu einer der einflussreichsten und außergewöhnlichsten Bands der Musikgeschichte. Auf die guten folgten aber auch schlechte Zeiten. So handelt dieses äußerst umfangreiche Porträt über Johnny, Joey, Dee Dee und Tommy, die einfach mal eben den Punk erfanden, auch von Drogen, Streit und Ausbeutung. Es zeigt, wie sich eine Band zwischen Genie und Wahnsinn langsam selbst zerstört. Gabba Gabba Hey!
Den lustvollen Leidensweg der Ramones, die immerhin 22 Jahre lang Musikgeschichte schrieben, haben Michael Gramaglia und Jim Fields, beide bekennende Fans der Truppe, dokumentarisch nachgezeichnet.
Die Ramones outen sich als ein bunt zusammen gewürfelter Haufen von Musikern, die nie am gleichen Strang ziehen. Rasch wird deutlich, dass sich die finanziell nicht sonderlich erfolgreichen Musiker in Grabenkämpfe verstricken, in deren Verlauf die Einzelnen ihre Stellung innerhalb der Gruppe zu festigen versuchen, in denen immer wieder darum gefochten wird, wer die Ramones nach außen hin vertreten darf, wer Statements abgeben darf, die Musikrichtung bestimmt oder für die Finanzen zuständig ist. Während die Jungs aus Queens nie einen Hit landeten, stiegen die Trittbrettfahrer in Sachen Punk, in England u.a. Sex Pistols und Stranglers, in den USA Blondie, schnell auf. Das Marketing-Dilemma offenbart sich vollends, als der Erfolgsproduzent Phil Spector die Ramones unter seine Fittiche nimmt und die recht eingängige LP „End of the Century“ produziert, die den musikalischen Bruch innerhalb der Gruppe festschreibt. Während Gitarrist John die Weiterentwicklung befürwortete, da die Ramones nun endlich mal finanziell auf der richtigen Seite stünden, lehnte Sänger Joey diesen Schritt kategorisch ab. Der Konflikt zwischen den beiden Gründungsmitgliedern, die als einzige der Gruppe bis zum Ende treu bleiben, verschärft sich, als John Anfang der 1990er-Jahre Joey die Frau ausspannt. Seither reden beide kein Wort miteinander, spielten aber bis zur Auflösung der Truppe 1996 weiter mit- und nebeneinander.
„End of the Century“ ist ein mehrdeutiger Titel, da der Film sich nicht nur mit dem Aufstieg und dem Ende einer Rockgruppe auseinander setzt, sondern zugleich auch das Ende eines Traums symbolisiert, der 1974 in Queens entstand und 1996 im Katzenjammer endete. Der klug montierte Film, der durch die verschiedenen Materialien (Standfotots, Video, Super-8-Film, Werbeclips etc.) eine große optische Vielfalt erhält, beginnt 2002, als die überlebenden Mitglieder der Gruppe in die Hall of Fame aufgenommen werden, doch er erzählt viel mehr als die Geschichte der Ramones: Er verdichtet sich zum Blick auf eine (Sub-) Kultur, in der alles möglich schien, und die glaubte, sich von allen gesellschaftlichen Zwängen emanzipiert zu haben – nur um einsehen zu müssen, dass diese Illusion nicht sehr weit trug.
Info und Fotos: http://www.endofthecentury.com
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